Wo keine Kamera da kein Leid

Diesen Beitrag habe ich gut einen Monat nach dem schlimmen Tsunami in Thailand geschrieben und ich denke das hat heute noch alles Gültigkeit, wenn wir mal sehen wie schnell wir auch heute nach Katastrophen wieder zur Tagesordnung übergehen.

Wo keine Kamera, da kein Leid

Wir schreiben das Jahr 2005, Januar. Es ist kaum 2 Wochen her, dass der Tsunami in Asien, der wohl zu recht als größte Naturkatastrophe seit Menschengedenken gelten darf, den Menschen in Sri Lanka, Thailand usw. gezeigt wie schnell die Natur dem Menschen auf die Pelle rücken kann.
Grund genug für sichtlich berührte Bundesbürger dem Spendenwahn zu verfallen, denn wer spendet wäscht sein Herz rein und da passt es doch ganz gut, dass eine solche Naturkatastrophe die 1.Welt im Weihnachtsdusel überrascht.
Um genau zu sein am 2.Weihnachtstag, dem Tag an dem eigentlich all die Barmherzigkeit schon fast verflogen ist.
Da hat man doch das Fest der Nächstenliebe und Barmherzigkeit schon fast vergessen und lässt in der Regel nur noch mit Verwandten den Kelch kreisen, kuriert sich von diversen Fressattacken oder kümmert sich um die Sylvesterplanung.
Sylvester, das bedeutet dann auch wieder sich besonders kurios den Wanst vollzustopfen, wenn’s geht reichlich Schampus zu trinken und der geneigte Prominente wirft dann eben auch gerne mal ein paar Gramm Koks in die Runde, warum auch nicht?
Aus barmherziger Rücksicht haben dieses Jahr dann ein paar Leute drauf verzichtet ein paar Böller hochgehen zu lassen, unwissend dass diese Böller nicht am Abendhimmel von Phuket oder Male leuchten, sondern wie gehabt in Berlin, Düsseldorf, Köln oder meinetwegen auch im Hunsrück.


Ähnlich wie schon in Sachen 11.September 2001, Afghanistan 2002, Irak 2003, Athen 2004 haben es die Medien mal wieder geschafft den degenerierten Schäfchen, deren Herde im warmen Schoß des Kapitalismus grast, ein wenig Mitleid zu entlocken, denn eines können wir alle – der Glotze fröhnen bis die Augen triefen!
Und aus eben diesem Grunde berichtet z.B. N24 rund um die Uhr von der Katastrophe im fernen Asien, vornehmlich aus Thailand, denn da gibt es ja immerhin auch reichlich deutsche Interviewpartner, vor allem auch welche die direkt noch sensationelles Videomaterial liefern.

Und auch die meisten deutschen Opfer git es dort zu beklagen, denn längst ist Thailand ja nicht mehr ein fernes Land, sondern eher ein Urlaubsparadies für Billigtourismus, welcher auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen wird.
Die kann zwar ohne auch mittlerweile nicht mehr leben, aber mit geht es den Menschen dort unten auch nicht besonders gut.
Vielleicht weil wir dorthin in der regel gar nicht spenden, sondern lieber wie wir es gewohnt sind Dienstleistungen dort bezahlen und die am besten zum Dumping-Preis?!?

Nach nur kurzer Zeit stehen die Deutschen wieder eng beieinander. Vergessen ist der Ärger über das falsche Geschenk, die Trinkeskapaden des Juniors am heiligen Abend, sowie Vaters Rückfall in alte Trinkgewohnheiten, jetzt heisst es nämlich Farbe bekennen und alle möchten dabei sein.
Und so spenden wir dann. Spenden, spenden, spenden, spenden bis uns ein Bart wächst und wenn wir nach eigenem Gusto genug gespendet haben ist der nächste Abend beim Stammtisch, Häkelclub ode Jugendtreff dann auch wieder gerettet. Danke deutsche Medien, wie würden wir uns ohne Euch nur fühlen?


Doch leider wird auch in den Medien nur gezeigt was Quote bringt, denn schließlich wollen ja auch kostbare Werbeminuten verkauft werden.
Und wenn man sich dann stundenlang Berchterstattungen aus Krisenregionen hingegeben hat ist ein wenig bunte Werbung doch auch recht willkommen.
Schließlich will man informiert sein wann im Elektro-Konsumtempel-Mediamarkt mal wieder kräftig Geld zu Lasten kleiner Geschäfte gespart werden kann, oder?
Kann man dann ja wieder Spenden oder eben auch nicht und genau darin bestätigt sich doch das ganze Dilemma, denn während jetzt alle Augen gen asiatische Katastrophengebiete gerichtet sind, hungern weltweit auch in anderen Regionen der Welt immer noch zig Millionen von Menschen, aber die versinken eben nur so im Elend, für unser Empfinden leider etwas zu unspektakulär.

Besonders schön hierbei zu sehen wie der ganze Spendenzirkus zur geschickt eingefädelten Marketing-Aktion verkommt.
Die Pappkartonagen auf denen die Schecks abgebildet sind können gar nicht groß genug sein und ein jeder springt auf den Zug auf wenn es um die Vergabe von Sympathiepunkten und die in Deutschland ach so wichtige Imagepflege geht.
Die Mannschaft von Bayern München etwa spendet 300.000 Euro für die Tsunami-Opfer in Asien. Bei einem Spielerkader von 25 Spielern, Trainer, Manager und Betreuer nicht eingerechnet, macht das pro Kopf einen Beitrag von 12.000 Euro.
Gemessen an dem was die Fußballprofis bei Deutschlands sportlichem Aushängeschild verdienen ein nicht ganz so großer Batzen Geld wie man meinen mag, aber darum geht es ja auch nicht, auch dieses Geld kann gut gebraucht werden und jene denen es zu Gute kommt werden sich drüber freuen.

Was eben den faden Beigeschmack bei der Sache mit sich bringt, ist die Frage ob es denn wirklich wichtig ist sich namentlich in den Vordergrund zu heben wenn man Gutes tut. Spenden tut man doch am besten im Stillen, denn so kommt es von Herzen und man erwartet auch keinen Dank – eine ganz faire Angelegenheit.

Spendet weiter Leute, nur nehmt Euch zu Herzen, dass nicht nur das was uns in der Glotze präsentiert wird Eure Gedanken wert ist und schaut Euch um. Gerade das Internet verrät Euch zig Brennpunkte dieser Welt die unsere Hilfe mehr als gut gebrauchen können…………

Achja, wem es nicht aufgefallen ist: Athen 2004 war keine Naturkatatrophe auch wenn Tausende mit der einen Tussie auf dem Pferd mitgeflennt haben die ihre Medaille verloren hat. Das war quasi ein versteckter Witz, saulustig, ne?

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