THANK YOU FOR THE FISH – eine Geschichte übers Vergessen

Die Uhr hatte gerade 10 in der Früh geschlagen, als ich völlig durchgeorgelt meine Wohnung betrat. Meine Glieder schmerzten, meine Leber brummte wie ein ausgewachsener Grizzlybär und ich hatte nur noch einen Gedanken – Ruhe.
Kein Telefon, keine störenden Freunde, einfach nur Ruhe. Als ich dann allerdings mitten bei mir im Flur einen Scheißhaufen liegen sah und feststellte, dass jemand wohl in meiner Wohnung gewesen sein musste war an Ruhe schon allein wegen des üblen Gestanks nicht mehr zu denken. Kurios war, dass der Spaßvogel, dem ich diesen herrlichen Sonntag zu verdanken hatte sogar noch so dreist gewesen war eine Nachricht in den Haufen zu stecken auf der kurz und
prägnant geschrieben stand: „THANK YOU FOR THE FISH!“

Thank you for the fish, das musste ich mir dann erst mal durchs Hirn gehen lassen und wusste von dem Augenblick an zumindest, dass der Drecksack wohl „Per Anhalter durch die Galaxis“ gelesen haben muß.

Die Klapptür zu meinem Balkon stand sperrangelweit offen und ein eisiger Wind wehte durch die Bude, als dann auch noch zu allem Überfluss das Telefon klingelte.
„Yoh, wie geht’s? Alles wieder in Ordnung? Du sahst ja wieder aus gestern! Erinnerst Du Dich eigentlich noch wie Du im Joe’s vor die Theke geschifft hast?“
Ich kratze meine platte Stirn: „Ähh, sorry Harry, ich bin gerade erst nach Hause gekommen und um den gestrigen Abend habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht…..Könntest Du bitte ein wenig leiser….“

„Gedanken?!?! Na mit dem Denken wirst Du Dich aber schwer tun, so wie DU geladen hattest. Was sagt eigentlich so Dein Auge? Muß schön angeschwollen sein, nachdem Dir der Kaffa an der Tür vom Joe’s einen drauf gedrückt hat.“

Ich sah in den Spiegel in der Diele: „Ach Du Kacke! Wie seh‘ ich denn aus? Was habe ich denn noch alles so angestellt?“

„Naja, wir sind dann noch mit so ganz suspekten Typen zu Dir gefahren und als Du anfingst bei Dir auf der Strasse rumzuschreien von wegen „Ihr habt alle gefickt“ und „Ich hasse Euch alle“ und die ersten Nachbarn ihre Rollos hochzogen habe ich mich dann verpisst. War aber auch echt zu peinlich, Alter.“

Langsam kamen die ersten verlorenen Streifen des gerissenen Films wieder zum Vorschein: „Suspekte Typen? Au Backe, jetzt dämmert mir was. Wir haben bei mir dann noch ein paar Absacker getrunken, ich kann mich nicht mal an die Namen von den Kerlen erinnern, geschweige denn die Visagen. Boah, ich bin dann noch mit dem Auto los um was zu bechern zu holen, bis mich dann plötzlich die Bullen anhielten.“

„Und diese Penner? Haste die alleine bei Dir in der Wohnung gelassen? Hey, Du hast echt einen an der Klatsche. Und jetzt? Lappen weg, Wohnung leergeräumt und dicken Appel? Junge, Junge, gibt Zeit, dassDu mal wieder nen bisschen auf die Bremse trittst. Falls Du übrigens noch nen Zeugen brauchst von wegen Unzurechnungsfähigkeit oder so, ich bin auf jeden Fall Dein Mann….“

„Die Wohnung ist eigentlich ok, ich mein, die haben nix mit genommen, allerdings haben die mir in den Flur geschissen und waren dann auch noch so dreist nen Zettel auf dem „thank you für the fish“ stand in den Haufen zu stecken. Oh Mann, ich glaube ich lass die Scheiße jetzt doch liegen und wander aus……
Tschüß Harry und danke für diesen aufbauenden Anruf!“

„Hey, lass den Kopf nicht hängen, vielleicht regen sich Deine Nachbarn ja ab und den Führerschein, na ja, ok , 2 Jahre wird der wohl weg sein und teuer wird der Spaß auch, aber das stehst Du schon durch, mach Dir mal keine Sorgen…….“

Ich legte auf: „Klick!“Was hatte ich nun ne Sinnkrise, wenn nicht sogar eine Gesamtkörperkrise. Bullen, Nachbarn, Ausnüchterungszelle, der Scheißhaufen, dies war ein idealer Tag für einen Neuanfang.

Naja, nicht direkt Neuanfang, erst mal musste ich nun schlafen und Kraft sammeln. Ich legte mich auf mein ungemachtes Bett und schloß die Augen. Ich konnte nicht schlafen. Mir steckte ein Klos im Hals und irgendwie dachte ich die ganze Zeit darüber nach, was mich in der letzten Nacht wohl wieder für ein Teufel geritten haben muß, was ich wieder alles verpfuscht hatte.

Nach gut einer Stunde fiel ich dann aber doch in einen tiefen, tiefen Schlaf der mich bis zum Montagmorgen nicht mehr los liess…….
Als ich dann Montag aufwachte, war nichts wie es vorher war in meinem Leben und ich zog meine Konsequenz. Ich löste all meine Konten auf vermachte was schnell zu verhökern war an miese Hehlertypen (vielleicht waren es sogar die die mir in der Flur gekoffert hatten?) und kaufte ein Ticket nach Kalifornien, um dort die Sonne zu putzen. Ob ich den Neuanfang dort schaffen würde? Wir werden sehen, sagte der
Blinde……………….

 

„Ich mag Hunde lieber als Menschen und Katzen lieber als Hunde und mich
am liebsten von allen, besoffen in meiner Unterwäsche aus dem Fenster
schauend”

Charles Bukowski

 

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